• BlenderBot

    Projektleitung: Christian Roduner (christian.roduner@bbw.ch) und Fabio Derendinger
    Institution: BBW Winterthur
    Kontakt: Christian Roduner (christian.roduner@bbw.ch)

    Wie weit kann ein Chat-Bot das Lehrgespräch effizienter und (!) effektiver machen?

    Beschreibung

    Spätestens seit den alten Griechen ist das individuelle Lehrgespräch (LG) die Paradedisziplin des Lehrens. Das untermauert auch die Forschung immer wieder. Das LG holt das Gegenüber bei seinen Bedürfnissen und seinem Vorwissen ab, führt es in seinem Tempo durch den Stoff. Es lässt das Gegenüber seine Lücken klären und den Lernpfad mit Fragen mitgestalten. Die Aufmerksamkeit und Begeisterung der Lehrperson (LP) gibt dem Inhalt Wichtigkeit, aber auch dem Gegenüber, und steckt an.

    In den grossen Klassen, die wir unterrichten, ist es schwierig, die grossen Stärken des LG zu entfalten. Noch schwieriger wird es über Video-Chat, wo die Kommunikation leidet. Und dem individuellen Lernen zu Hause fehlt der soziale Charakter weitgehend. Derweil ist die Individualisierung im Klassenzimmer schwierig.

    Wir wollen zeigen, dass ein Chat-Bot ein gutes Lehrgespräch führen und dabei erst noch auf die Lernenden einzeln eingehen kann – zu Hause wie auch im Klassenzimmer. So wird unser BlenderBot zum idealen Unterstützer im Blended Learning. Dabei nimmt er folgende Rollen ein:

    • TeacherBot: Als digitaler Lehrer ermöglicht er individualisiertes soziales Lernen im LG,

    • GuideBot: Als Leiter führt er die Lernenden zu Hause und im Klassenzimmer individuell durch die verschiedenen Lernmodule, nicht nur indem er ihre Reihenfolge aufzeigt, sondern sie gleich in den grösseren Zusammenhang stellt,

    • InfoBot: Als Auskunft verhilft er den Lernenden leicht und rasch zu Informationen.

    Nach diesem Pilotversuch möchten wir unsere Lehrerkolleg:innen und die Schuladministration technisch und didaktisch so schulen, dass sie selbstständig ChatBots erstellen, anwenden und optimieren können. Wir möchten damit unsere Schule für das digitale Lernen der Zukunft vorbereiten, wo ChatBots eine zentrale Rolle spielen werden, und so auch das Bewusstsein schärfen, welche neuen Räume sich uns dabei für den klassisch analogen Unterricht auftun.

    Innovationspotenzial

    Die erste Innovation ist, dass wir mit dem BlenderBot viele Stärken des sozialen Lernens nach Hause bringen. Auch wenn die Lernenden wissen, dass sie «nur» mit einem programmierten Chat-Bot interagieren, so zeigt diese Interaktion doch sozialen Charakter, v. a. wenn der Dialog natürlich und nahe an den Bedürfnissen der Lernenden programmiert ist. Ganz besonders profitieren Lernende, die Mühe mit dem selbstständigen Lernen haben, denn der Chat-Bot fokussiert, unterhält, fragt, aktiviert und animiert, scherzt, gibt ein Feedback und lindert sogar ein allfälliges Einsamkeitsgefühl. Darüber hinaus vermittelt er auch soziale Interaktionen innerhalb der Klasse, z. B. einen Meinungsaustausch in einem Forum oder eine Lösungsbesprechung über OneNote. Er vermittelt zudem den Dialog mit der LP, indem er testet und Fragen sowie Anregungen aufnimmt.

    Die zweite Innovation ist, dass wir mit dem BlenderBot die Stärken des individualisierten Lernens viel breiter umsetzen – gerade auch im Klassenzimmer. Jede:r Lernende kann in ihrem bzw. seinem Lerntempo vorwärtsgehen. Schnelllerner sparen Zeit gegenüber dem Präsenzunterricht, Langsam-Lerner sparen ebenfalls Zeit, weil sie nicht abgehängt werden. Geschickt programmiert, berücksichtigt der BlenderBot das Vorwissen der Lernenden und geht auf ihre Bedürfnisse und Interessen ein. Er zeigt interessante Quellen, erzählt, fragt, erklärt, fragt nach, gibt Aufträge, sammelt sie ein, überprüft den Lernerfolg, fasst zusammen und nimmt am Schluss jedes Moduls noch offene Fragen auf. Die LP kann den Lernprozess jedes bzw. jeder einzelnen Lernenden mitverfolgen und die Fragen individuell beantworten. So kann die LP die Lernenden noch besser individualisiert führen, auch in der Klasse. Auf diesen Erfahrungen aufbauend kann sie den BlenderBot anschliessend optimieren.

    Die dritte Innovation ist, dass wir mit dem BlenderBot einen oder mehrere rote Fäden durch den Mediensalat legen können. Denn multimediales Lernen droht am eigenen Erfolg zu scheitern. Es gibt so viele informative Videos, interessante Artikel, aktuelle Daten, coole Simulationen, spielerische Übungen, digitale Arbeitsflächen etc. Die Lernenden laufen Gefahr, den Überblick zu verlieren. Die Herausforderung ist also, die Perlen herauszupicken und auf dem roten Faden zu einer Perlenkette zu verbinden. Lernplattformen oder Skripte führen nur mangelhaft von einem Medium zum anderen. Unser BlenderBot beherrscht blendend die eleganten Überleitungen von Medium zu Medium. Er kann zeigen, wie sie sich im Lernpfad einordnen, ihre Relevanz aufzeigen, Rückmeldungen einholen usw. Dabei kann er leicht auch je nach Profil auf unterschiedliche rote Fäden durch die Materialien führen.

    Die vierte Innovation ist, dass wir mit dem BlenderBot die gängigen Fragen sofort beantworten und auf die zentralen Informationsquellen, Übungen, Zusammenarbeitsplattformen etc. verweisen. Damit ersetzt er die LP als erste Ansprechperson für häufig gestellte Fragen und entlastet sie so. Das gibt ihr mehr Zeit für Begleitung der Lernenden in schwierigeren Angelegenheiten.

     

    Didaktisch-methodisches Konzept

    Gespräche haben normalerweise sehr viele Freiheitsgrade, was für das Programmieren von Chat-Bots eine grosse Herausforderung ist. In der Rolle als TeacherBot allerdings folgt unser BlenderBot einer didaktischen Struktur (z. B. induktiver/deduktiver Ansatz). Zwischen den Modulen vermittelt er als InfoBot zwischen den Modulen nach einer organisatorischen Struktur (z. B. aufzeigen, welche Module an das Vorwissen der Lernenden anknüpfen und wie sie zusammenhängen). Bei der Information folgt er als InfoBot einer thematischen Struktur. Damit sind in allen Rollen die Freiheitsgrade stark reduziert, was sie programmierbar macht. Ja es ist gerade diese Orientierung an einer didaktischen, organisatorischen bzw. thematischen Struktur, die für die Lehrtätigkeit und das Lernen ganz zentral ist. Die Herausforderung ist also, die Flexibilität des Chat-Bots so zu nutzen, dass die Benützer:innen bei ihren Bedürfnissen und ihrem Vorwissen abgeholt werden.

    Das ist genau die Aufgabe unseres GuideBots. Er überprüft Lehrgang, Vorwissen und Bedürfnisse und schlägt dann dem bzw. der Lernenden einen Lernpfad durch die verschiedenen Lernmodule vor. Als Alternative schlägt er vor jedem Modul eine Abkürzung vor: eine sternförmige Struktur, wir nennen sie «La Place de l'Étoile», von der aus die Lernenden nach eigenem Bedarf auf jedes Modul und jede Zusammenfassung und Übung zugreifen können. Vor jedem Modul leitet unser GuideBot vom Vorwissen auf das Modul über, ordnet es inhaltlich ein. Am Ende des Moduls bietet er den Lernenden eine Zusammenfassung mit Lernzielen und Übungen und wieder die Abkürzung zur Place de l'Étoile an.

    Auf den vom GuideBot erhobenen Daten über Lehrgang, Vorwissen und Bedürfnisse baut der Teacher-Bot dann innerhalb des einzelnen Moduls sein Lehrgespräch auf. Dabei führt er mit geeigneten Medien in einer für das Thema geeigneten didaktischen Struktur durch den Stoff. Um wirklich ein Lehrgespräch zu programmieren, muss der TeacherBot immer wieder das Verständnis der bzw. des Lernenden überprüfen, Fragen und Rückmeldungen aufnehmen, Vertiefungsmöglichkeiten anbieten etc. Dabei sollten auch unbedingt Elemente natürlicher Unterhaltung eingebaut werden: spontane Phrasen wie «Ich habe mir gerade überlegt…», humoristische oder neckische Bemerkungen, persönliche Bekenntnisse oder Nach-fragen nach der Meinung der Lernenden. Das hält das Gespräch natürlich, entspannt und macht es auch auf einer emotionalen Ebene interessant, was den Lernerfolg erhöht.

    In der Rolle des InfoBots bewährt sich eine Baumstruktur für das Auffinden von Informationen. Er verweist auch auf La Place de l'Étoile.

    Für Themen und didaktische Methoden mit vielen Freiheitsgraden, für das Lernen in den höchsten beiden Taxonomiestufen und für richtiges soziales Lernen sind Chat-Bots momentan nur beschränkt geeignet. Da hat der klassische Präsenzunterricht seine Stärke. Diese kann er dank der Unterstützung durch BlenderBot auch verstärkt ausspielen.

    Wirkung

    Mit unseren Chat-Bots können wir für unsere Lernenden einige der grössten Probleme des individuellen Lernens von zu Hause aus lösen:

    • Wir bringen das Lehrgespräch nach Hause und individualisieren es.

    • Wir führen die Lernenden zu Hause und im Klassenzimmer besser durch den Stoff.

    • Wir klären ihre Fragen ohne grossen Aufwand.

    • Wir machen das Lernen auch zu Hause zum sozialen Erlebnis.

    Das alles hilft den Lernenden, auch zu Hause motiviert, konzentriert, effizient und effektiv zu lernen.

    Die anwendenden Lehrpersonen werden stark entlastet, v. a. im Bereich der Instruktionen und des Fragenbeantwortens und in der Lektionenführung, und können sich auf die Begleitung der Lernenden konzentrieren. Das Programmieren aller Eventualitäten eines Chat-Bots zwingt sie, die didaktischen und organisatorischen

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  • Konflikttraining

    Projektleitung: Christian Roduner, Benjamin Gmür und Tea Zoric
    Institution: Berufsbildungsschule Winterthur
    Kontakt: christian.roduner@bbw.ch

    Anhand von Beispielen aus dem Online-und Offline-Alltag der Lernenden soll dieses Projekt die Lernenden befähigen, Konflikte zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um diese professionell zu bewältigen.

    Beschreibung

    Unsere Gesellschaft scheint sich immer mehr zu spalten, in immer extremere Positionen. Das Internet, speziell soziale Netzwerke scheinen in dieser Polarisierung eine zentrale Rolle zu spielen. Sie scheinen auch zu einer Enthemmung zu führen. So beobachten wir vermehrt Cybermobbing, Sexting, Betrug, Informationsblasen, Hating etc.

    Allerdings sucht kaum jemand aktiv den Konflikt. Ganz im Gegenteil, oft finden wir uns plötzlich in einem Konflikt wieder, den wir gar nicht gesucht haben oder gar unbedingt vermeiden wollten. Aber uns wurde auch nie systematisch und professionell beigebracht, wie wir Konfliktspiralen brechen, Konflikte schlichten können oder gar nicht erst entstehen lassen. In der Schule begegnen wir dem Thema Konflikt zwar in vielen Fächern, aber wir lernen dort kaum den Umgang mit Konflikten für unserem eigenen Alltag:

    • Wir betrachten in der Schule Kriege, aber nicht die kleinen «Kriege» im Alltag der Lernenden.
    • Wir hinterfragen in der Schule Atomwaffen, aber nicht die Verwendung des Internets als Waffe.
    • Wir thematisieren Machtungleichgewichte zwischen Staaten, Arm und Reich oder Charakteren eines Romans, aber nicht die Machterfahrungen unserer Lernenden.
    • Wir lernen vieles über Rechte und Pflichten, lernen aber nicht, wie wir selber Konflikte vermeiden, lösen bzw. uns geschickt zur Wehr setzen usw.

    Daher möchten wir die vielfältigen thematischen Ansatzpunkte, die uns die Lehrpläne vorlegen, nutzen und für unsere Lernenden interdisziplinär zu einem systematischen und professionellen Konflikttraining ausbauen. Unsere Lernenden lernen klar zu kommunizieren, sich abzugrenzen, Konfliktpotenzial zu erkennen, Konfliktspiralen zu durchbrechen, zu schlichten, zu vermitteln, Übereinkünfte zu finden und umzusetzen, psychische und rechtliche Unterstützung zu finden, selber zu unterstützen, Zivilcourage zu zeigen, Humor einzusetzen. Dies anhand von Beispielen aus ihrem Online- und Offline-Alltag und aus konkreten Trainings z. B. in Form von Improvisationstheater oder Online-Diskussionen.

    Innovationspotential

    Eine Innovation ist, dass wir damit das Handlungskompetenzmodell (HKM) umsetzen, das persönliche Ressourcen wie (Selbst-)Reflexion, Sozialkompetenzen, IKT-Kompetenzen, Arbeits- und Lernverhalten fördern will. Zwar stellen die neuen Lehrpläne auf das HKM ab, doch dessen Umsetzung wird weder eingefordert, noch wird den Lehrpersonen (LP) gezeigt, wie sie dies in der Fülle zu vermittelnder Fachkompetenzen unterbringen können.

    Zudem vermitteln wir nicht einfach Stoff, bauen auch nicht nur Handlungskompetenzen (HK) auf, sondern stärken die Lernenden in ihrer Persönlichkeit. Der Think-Tank Reatch zeichnete diesen Ansatz als drittbeste Idee zur Bewältigung zukünftiger Krisen aus. Gerade der geschickte Umgang mit Konflikten online und offline wird zukünftig eine unerlässliche Kernkompetenz zur Problembewältigung sein.

    Die dritte Innovation ist, dass wir die Lehrplaninhalte der Fächer emotional erlebbar machen, indem wir sie in die Lebenswelt unserer Lernenden und bis in die praktische Anwendung führen. Die Lernforschung und die Entwicklungspsychologie bestätigen immer wieder, was Reformpädagog:innen uns schon seit Comenius im 17. Jh. zu erklären versuchen: Nachhaltiges Lernen gelingt nur durch emotionale und soziale Erfahrung!

    Darum holen wir unsere Lernenden auch bei ihren Erfahrungen aus ihrer digitale Lebenswelt ab. Cybermobbing, Sexting, Betrug, Informationsblasen, Hating etc. können wir mit unserem Programm angehen und integrieren so als vierte Innovation zentrale digitale Kompetenzen in den Fächern. Dazu streben wir eine Kooperation mit Netpathie an, die hier ihre Kernkompetenz haben und ebenfalls nicht nur Bildung liefern, sondern die gezielt die Persönlichkeit der jungen Internetnutzer stärken.

    Didaktisch-methodisches Konzept

    Die vier fundamentalen Pfeiler unseres Konzeptes sind:

    1. die konsequente Vernetzung von Fachinhalten mit der Lebenswelt der Lernenden,
    2. das rasche Lernen durch Transfers in beide Richtungen,
    3. die praktische Anwendung der Erkenntnisse,
    4. das Stärken der Persönlichkeit gemäss den Erkenntnissen aus der Positive Education.

    Bewährt hat sich schon folgendes didaktisches Zusammenspiel dieser Pfeiler für eine Lehreinheit:

     didaktisches_Zusammenspiel.jpeg

    Die Grafik zeigt: kennzeichnend für unseren Ansatz ist das mehrfache Hin- und Herbewegen des Fokus zwischen Fachinhalt und Lebenswelt der Lernenden. Dadurch vernetzen wir den Lehrplanstoff mit der persönlichen Erfahrung der Lernenden und ermöglichen Transfers in beide Richtungen. Um beispielsweise in der Geschichte das Thema Krieg anzugehen, könnte die LP von einem persönlichen Streit eines Lernenden ausgehen, um anschliessend die Frage stellen: «In wie fern ist das eine Art Krieg?». So gewinnen die Lernenden einen persönlichen Anknüpfungspunkt an das Lehrplanthema und sehen damit dessen Relevanz, sich mit einem konkreten kriegerischen Konflikt vertraut zu machen. Anschliessend können wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Familienstreit untersuchen.

    In einem ersten Transfer können nun die eigenen Erfahrungen mit Streit auf den Krieg übertragen werden, wodurch die Lernenden dort schon auf eine Art Vorwissen aufbauen können. Das erleichtert und beschleunigt ihnen den Einstieg ins Fachthema Krieg. Sie betrachten den Krieg nicht nur abstrakt von aussen ohne Bezug zu ihm, sondern bringen ihre Perspektive als Konfliktpartei mit hinein. So entwickeln sie ein tieferes Verständnis. Anschliessend können sie in einem zweiten Transfer in die Gegenrichtungaus dem Kriegsbeispiel für ihren eigenen Umgang mit Streit lernen.

    Damit sind wir wieder zurück in ihrer Lebenswelt. Nun können wir ihre Erkenntnisse sammeln und zu einer Strategie im Umgang mit familiären Konflikten verdichten und diese z. B. in einem Improvisationstheater zu testen und zu üben. So lernen sie ihre eignen Probleme zu lösen.

    Die Erfahrungen können nun ausgewertet und festgehalten werden: Welche Strategien funktionieren, welche nicht? Wie haben die Lernenden sich selber in dieser Situation erfahren? Damit bilden sie nicht nur HK aus, sondern werden von uns in ihrer Persönlichkeit gestärkt.

    Die Erfahrungen zu den Strategien können nun in einem dritten Transfer wieder auf das Fachthema Krieg übertragen und auch hier am besten gleich wieder aktiv angewendet werden, z. B. in einer gespielten Friedenskonferenz. Abschluss bildet die Auswertungen dieser Erkenntnisse.

    Hier eine Übersicht, wie sich Alltagskonfliktthemen problemlos mit den Lehrplänen der im Projekt involvierten Fächer vernetzen lassen:

    Konfliktelement

    Anknüpfungspunkte in den Lehrplänen

    Fächer

    Konfliktentstehung

       

    Spaltende Rhetorik/Kommunikation

    • Rhetorik, Populismus, In- vs. Out-group

    D, G&P, SOZ

    Gruppendynamik

    • Informationsblasen, Segregation
    • Mobbing, Cybermobbing, Sexting, Hating

    G&P, W&R

    SOZ, W&R

    Gewaltspirale

    • Rüstungswettlauf, Diskussionsdynamik in Onlineforen

    G&P

    Konfliktaustragung

       

    Physische vs. psychische Gewalt

    • Heisser vs. kalter Krieg, «Zickenkrieg»

    G&P, SOZ

    Eskalation

    • Kriegsgründe, Missverständnisse

    G&P, SOZ

    Machtungleichgewicht

    • Appeasementpolitik, Missbrauch (online und offline)
    • Asymm. Kriegsführung, sich wehren

    G&P, SOZ, W&R

    G&P, SOZ

    Schlichtung

       

    Schlichtung durch Dialog

    • UNO, Friedensdialog, Konfliktgespräch

    G&P, SOZ

    Schlichtung durch Dritte

    • Mediation und Gerichtsbarkeit, Hilfestellen
    • Gute Dienste, Hilfe anbieten, Zivilcourage

    W&R, G&P

    G&P, SOZ

    Konfliktprävention

       

    Inklusive Rhetorik/Kommunikation

    • Rhetorik, Mediation

    D, W&R, SOZ

    Win-win-Setting

    ...
  • Lernprodukte statt Prüfungen

    Projektleitung: Anita Schuler, Aleksandra Tschudy, Andrea Dubach, Sandra Bischof, Gabriela Bachofner, Christina Frei und Simone Bilgery
    Institution: Bildungszentrum Zürichsee, Horgen
    Kontakt: Anita Schuler (anita.schuler@bzz.ch)

    Die Lernenden erstellen individuelle Lernprodukte mit direktem Bezug zur Lebenswelt und Arbeitspraxis. Manchmal wird aus den einzelnen Produkten sogar ein ganzes Gemeinschaftswerk. Das ist mehr, als es jede Prüfung vermag.

    Produkt

    Anita Schuler hat ihr Projekt abgeschlossen und als Erfahrungsbericht einen Podcast (17') erstellt: 

    Lernprodukt Bild


    Projektvorstellung im Video-Call vom 11.05.2021

    Beschreibung

    Die Lernenden schreiben in jedem Fach zahlreiche Prüfungen – die Termine sind bekannt, der Stoff klar abgegrenzt, die Prüfungsfragen für alle gleich und es gibt (meist) nur eine richtige Lösung. Und nach der Prüfung folgt die nächste, oft ist das bearbeitete Thema mit der Prüfung nicht nur abgeschlossen, sondern auch bald vergessen.  

    Dem sollen individuelle Lernprodukte entgegenwirken. Aufgrund einer Aufgabenstellung, die zwar für alle dieselbe ist, erstellen die Lernenden eigene, persönliche, individuelle Produkte. Ein Bewertungsraster gibt vor, welche Kriterien erfüllt werden müssen und anhand der Punkte ist zu erkennen, wie umfassend und/oder relevant ein Unterthema ist.  

     

    Didaktisch-methodisches Konzept

    Zu jedem Lernprodukt gehört ein klar umrissener Auftrag mit für alle gültigen Inhaltskriterien, der Art des Lernprodukts (was) und dem Bewertungsraster. Die Lehrperson gibt Inputs zu den Sach-/Fachthemen und stellt weitere Ressourcen zur Verfügung (bspw. Link zu Theorie und Übungen im Lehrmittel, Erklärfilme, Beispiele aus vorherigen Lernendenarbeiten o.ä.). Eine Kooperation mit anderen Lernenden ist ausdrücklich erlaubt im Sinne eines gegenseitigen Austausches, Unterstützung, Inspiration, Feedback etc., jedoch ist jedes Lernprodukt eine individuelle Arbeit. Die Unterrichtszeit ist für Inputs, Rückfragen, Austausch und Auftragsbearbeitung vorgesehen.

    Wirkung

    Dieses Projekt wirkt auf 3 Ebenen: Die Lernenden können ihre Kreativität genauso ausleben, wie sie den Auftrag und die Lerninhalte kritisch beleuchten sollen. Sie kommunizieren mit ihren Peers über deren Lösungsmöglichkeiten. Die Lehrpersonen werden motiviert, fächerübergreifende Projekte statt einzelne Prüfungen zu gestalten und so ganzheitlich und vernetzt zu lehren, agieren und denken. All dies wird bei der kommenden Bildungsreform der Kaufleute BiVo2022 gefordert. Dieses Projekt ist also eine Vorarbeit und ein Übungsplatz für die kommende Umwälzung in Lehre und Beruf.

     

    Dagstuhl-Modell

    Dieses Projekt lässt sich besonders gut ins Dagstuhl-Dreieck einordnen. Es berücksichtigt, wie das Lernthema gleich für die Berufswelt angewandt und umgesetzt werden kann. Dabei werden die in einem Betrieb üblichen Apps professionell und effizient genutzt. Ausserdem ist es zentral, dass die Lernenden trotz Einzelarbeit im Austausch mit ihrer Peergroup bleiben und so im Schulkontext leben, was die heutige Gesellschaft von ihnen fordert.  

     
  • Python: Arbeitsblätter «Programmieren ausserhalb des Faches Informatik»

    Projektleitung: Jacques Mock Schindler
    Institution: Kantonsschule Büelrain Winterthur
    Kontakt: jacques.mock@kbw.ch

    Es sollen «Arbeitsblätter» in Form von Jupyter Notebooks erstellt werden, mit denen die in den ersten zwei Jahren des Kurzgymnasiums erworbenen Programmierfähigkeiten in anderen Fächern nutzbar gemacht werden können.

    Produkt
     
    Hier geht es zum Startpunkt des Projekts. Das finale Produkt in Form Jupyter Notebooks zu ausgewählten Themen aus BWL und VWL ist hier zugänglich.

    Beschreibung

    In vielen Fächern wird mit statistischem Material gearbeitet oder es werden quantitative Methoden angewendet. Oft müssen die Schülerinnen und Schüler die Auswertung dieses Materials oder die Resultate der Methoden einfach zur Kenntnis nehmen.

    Das Projekt zielt darauf ab, die im obligatorischen Fach Informatik erworbenen Kenntnisse dafür einzusetzen, dass die Schülerinnen und Schüler die entsprechenden Auswertungen und Modellierungen selber vornehmen können. Durch die Umstellung auf BYOD stehen ihnen dazu auch jederzeit die erforderlichen technischen Mittel zur Verfügung.

     

    Didaktisch-methodisches Konzept

    Die Schülerinnen und Schüler erhalten mit den im Rahmen dieses Projektes erstellten Jupyter Notebooks die jeweiligen Aufgabenstellungen in aufbereiteter Form. So werden sie Schritt für Schritt in der Problemlösung angeleitet. Ausserdem erhalten die involvierten Lehrpersonen «Musterlösungen», so dass auch Lehrpersonen mit bescheideneren Programmierkenntnissen entsprechende Sequenzen durchführen können.

    Wirkung

    Das Projekt fördert die «Computional Literacy» der Schülerinnen und Schüler.

    SAMR-Modell

    Erläuterung zum SAMR-Modell.

    Im SAMR-Modell kann das Projekt in den Bereich "Redefinition" eingeordnet werden, da es Aufgaben erzeugt, welche vorher so nicht möglich waren.

     

    Und sonst?

    Ein entsprechendes Beispiel für das Fach WR kann hier als Arbeits- und hier als Lösungsblatt heruntergeladen werden.

  • Qualitatives Lernen

    Projektleitung: Christian Roduner (Kontaktperson; christian.roduner@bbw.ch) und Mirjam Sidler (mirjam.sidler@bbw.ch)
    Institution: Berufsbildungsschule Winterthur
    Kontakt: christian.roduner@bbw.ch

    Wer weg will vom Theoriefokus, Noten, Fachseparierung, fixem Stundenplan und Einzelkämpfertum in der Lehre, findet in diesem Projekt Ideen und Unterstützung.

    Produkt
     
    Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen. Auf das Erstellen eines eigentlichen Produkts wurde verzichtet. Interessierten Schulen wird das Projekt "TransScolar" empfohlen.

    Beschreibung

  • TransScolar

    Projektleitung: Christian Roduner, Wolfgang Pfalzgraf, Liliane Wihler und Christof Glaus
    Institution: Berufsbildungsschule Winterthur
    Kontakt: christian.roduner@bbw.ch

    In einer schulübergreifenden Klimakonferenz zusammenarbeiten und Handlungskompetenzen stärken

    Beschreibung

    In der Umsetzung des DLH-Projekts "Qualitatives Lernen" versuchten wir möglichst viele Lehrplaninhalte in die Praxis zu bringen und so zur Handlungskompetenz (HK) entwickeln, indem wir sie in ein Rollenspiel eines fiktiven Rechtfalles einbauen. Damit integrieren wir Anwendungsübungen und Kleinprojekte der Einzelfächer in einen fächerübergreifenden und durchgängigen Projektunterricht. Die meisten Lernenden sind begeistert und auch viele Lehrerkolleg:innen wollten von sich aus mitwirken. Dabei kam uns die Idee, unseren Ansatz nun auf ein höheres Niveau zu bringen: einen schulübergreifenden Projektunterricht. Jetzt, wo die Schulen, die Lehrpersonen (LP) und mit BYOD auch die Lernenden technisch gut ausgerüstet und vernetzt sind, wird das möglich. Konkret haben wir ein Rollenspiel realisiert, in dem Klassen aus verschiedenen Schulen an einer Online- oder Offline-Klimakonferenz teilnehmen, ähnlich dem National Model United Nations (NMUN). Jede Klasse nimmt die Rolle eines Konferenzteilnehmers, also eines Landes ein. Als Klasse bereiten sie ihre Positionierung vor, schmieden Allianzen mit andern Klassen und verhandeln an der konkreten Konferenz über diejenigen Massnahmen, die an der nächsten realen Klimakonferenz im Zentrum stehen. Eine Klasse nimmt die Rolle der Medien ein. Sie führt Interviews, schreibt Blogbeiträge, Hintergrundberichte, Berichte zu den Konferenzsitzungen und einen Schlussbericht mit Kommentar zu den Beschlüssen. Eine andere Klasse organisiert mit uns die Konferenz, leitet die Sitzungen und versucht, das Projekt auch in die richtigen Medien zu bringen (z. B. hier in "Der Landbote").

    Innovationspotenzial

    Die Hauptinnovation ist schon fast revolutionär: Der Lernraum unserer Lernenden wird nicht nur wie in unserem ersten Projekt über die Fächer hinaus vernetzt, sondern über die Klassen, ja sogar über die Schulen hinweg. Das kann der Beginn eines Paradigmawechsels sein, wo die Lernenden nicht mehr an Schulen oder gar Klassen gebunden sind und wo LP zu einem überschulischen Kollegium zusammenwachsen. Zudem entspricht dieses grossräumige Lernen der Problematik um den menschgemachten Klimawandel, die ebenfalls nicht lokal und alleine gelöst werden kann.
    Diese Themenwahl ist selber innovativ: Obwohl schon lange bekannt ist, dass der Klimawandel das Leben der jungen Generationen wesentlich prägen wird, hat der Klimawandel als Thema trotzdem kaum in die Lehrpläne gefunden. Niklaus Schatzmann machte an der LKB-Versammlung vom 18. November 2021 Lücken in der politischen Bildung und in der Bildung zu nachhaltiger Entwicklung aus, welche mit der ABU-Revision in zwei bis drei Jahren geschlossen werden sollen. Auf BM1-Niveau werden diese Lücken aber bestehen bleiben. Diese können wir mit unserem Projekt weitgehend schliessen.
    Damit unser Projekt weder die Lernenden noch die LP in Zeitnot bringt, integrieren wir möglichst viel Lehrplanstoff in die Klimakonferenz(vorbereitung). So wird aus theoretischem Unterricht und abstrakten Übungen der Einzelfächer eine Simulation, in der die Lernenden eine echte Rolle spielen. Die Lehrplaninhalte der Fächer werden im Rollenspiel erlebbar und praktisch sinnvoll angewendet. Die Lernforschung und die Entwicklungspsychologie zeigen schon lange immer wieder: Nachhaltiges Lernen gelingt nur durch emotionale und soziale Erfahrung! Wir framen Lernen dadurch neu: Die Lernenden führen nicht mehr Aufträge aus, um gute Noten zu erhalten, sondern versuchen, Probleme zu lösen, um ihr eigenes Leben zu verbessern.
    Eine weitere Innovation ist, dass wir damit das Handlungskompetenzmodell (HKM) umsetzen. Zwar stellen die neuen Lehrpläne auf das HKM ab, das persönliche Ressourcen wie (Selbst-)Reflexion, Sozialkompetenzen, IKT-Kompetenzen, Arbeits- und Lernverhalten fördern will. Doch dessen Umsetzung wird weder eingefordert, noch wird den LP gezeigt, wie sie dies in der Fülle zu vermittelnder Fachkompetenzen unterbringen können. Unser Ansatz integriert die HK-Orientierung durch problemlösungsorientierte Anwendung des Lehrplanstoffs.

    Didaktisch-methodisches Konzept

    Die fünf fundamentalen Pfeiler unseres Konzeptes sind:

    1. Die konsequente Vernetzung von Fachinhalten miteinander: Wie vorher erläutert, kann die Problematik des Klimawandels nur in einem interdisziplinären Ansatz verstanden und angegangen werden.

    2. Das Rollenspiel: Die Lernenden konsumieren nicht einfach Unterricht und lösen anschliessend fiktive Übungen dazu, sondern sie erarbeiten sich das Thema sowie die Position ihres Landes, das sie spielen. Sie entwickeln aus ihren Erkenntnissen eine Strategie und setzen sie an der Konferenz um. Damit fördern wir die HK hauptsächlich im Sektor Spiel und Simulation unseres selbstentwickelten Spektrum-Modells. Die Vor-und Nachbereitungen decken die anderen Sektoren des Modells und damit andere HK ab, wie die nächsten Punkte zeigen.

    3. Die vielfältige Perspektivenintegration: Um an der Konferenz erfolgreich zu sein, müssen die Lernenden nicht nur die Position und Strategie ihres Landes verstehen, sondern auch die der anderen Länder. Sie müssen deren Perspektiven einnehmen und deren potenziellen Argumente und Allianzen gegen die eigenen abwägen können. Damit arbeiten sie sich breit ins Thema ein und trainieren ihre fachlichen, sozialen und im Bereich Strategie ihre methodischen HK.

    4. Der spielerische und kompetitive Charakter: Er involviert die Lernenden in den Stoff und motiviert sie, besser zu sein als ihre Mitstreiter:innen. Damit sind alle motiviert, ihr Bestes zu geben. Entsprechend lernt jede:r an der Grenze ihrer bzw. seiner jeweiligen Fähigkeiten, da wo Lernen entsteht. Da lernt man viel effektiver als bei klassischen Klassenaufträgen, die für einige Lernenden zu schwierig und für andere zu einfach sind, was deren Motivation angreift und zu Frustration führt.

    5. Die Auswertung: Am Schluss werten die Lernenden ihre Erfahrungen aus und reflektieren einerseits, welche Strategien funktionieren, welche nicht, andererseits aber auch wie sie sich selber in dieser Situation erfahren haben. Damit fördern wir nicht nur ihre Lern-und Selbstkompetenz, sondern stärken sie in ihrer Persönlichkeit.

    Wirkung

    Die Lernenden profitieren gleich auf fünferlei Ebenen von diesem Ansatz:

    1. Sie lernen schneller, da sie den Sinn einsehen und an der Konferenz brillieren wollen. Aber auch weil sie weder über noch unter ihrem Niveau herausgefordert werden.

    2. Sie lernen motivierter und nachhaltiger, weil sie leichter die Relevanz der Fachinhalte erkennen und ihre eigene Perspektive hineinbringen können. Aber auch, weil sie im Rollenspiel selber aktiv werden und daher nicht nur Wissen pauken, sondern ihr Wissen anwenden und so die vorher genannten HK erlernen.

    3. Sie lernen, dass sie dem Klimawandel nicht ausgeliefert sind, sondern zusammen etwas erreichen können. Sie lernen aber auch den Umgang mit der Erfahrung, dass sie nicht alles erreichen können. Die grosse Gefahr, bei diesem Thema zu resignieren, vermindern wir so.

    4. Sie erfahren, dass sie nicht für die Schule, sondern für sich selber lernen. Sie erleben, dass die LP sich für sie und ihr Wohlbefinden interessieren und einsetzen, was motivierend wirkt und ihren Selbstwert stärkt.

    5. Sie werden in ihrer Persönlichkeit gestärkt. Über die Selbsterfahrung in der Konferenz und die Selbstreflexion stärken sie ihr Selbstbewusstsein sowie viele soziale Kompetenzen v. a. im Bereich Verhandeln. Damit steigern wir die Berufschancen unserer Lernenden nachhaltig. Auch die Forschung zeigt: Emotionale und soziale Kompetenzen stellen auf dem Arbeitsmarkt die Fachkompetenzen immer mehr in den Schatten. Letztere haben zudem eine immer geringere Halbwertszeit, während Persönlichkeitsstärken nie veralten.

    Die LP profitieren vom Austausch über ihre Fachschaft und ihre Schule hinaus. Bei jedem Durchspielen einer Konferenz entsteht eine andere Dynamik und es kommt zu einem anderen Ausgang, was die Arbeit spannend hält. Es macht mehr Spass, mit motivierten und engagierten Lernenden an bedeutungsvollen Herausforderungen zu arbeiten.

    Unser Projekt zeigt, wie die Digitalisierung zum Anbieten überschulischer Angebote genutzt werden kann. Je mehr unsere Schulen diese Möglichkeiten nutzen, um von Einzelanbietenden zu einem Gesamtangebot für unsere Lernenden zusammenzuwachsen, desto reichhaltiger und besser werden unsere Lernenden gefördert, aber auch desto stärker ist der Auftritt des Bildungskantons Zürich im Wettbewerb mit anderen Kantonen, Privatschulen und internationalen Online-Schulen.

    SAMR-Modell
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